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Landschaft, nach Jakob Gasteigers Ohne Titel von 2017

Bepackt mit meinen Zeichenutensilien nehme ich die U-Bahn zum Karlsplatz für einen Besuch in der Albertina.

Die starken Farben und eindringlichen Blicke von Xenia Hauser’s überdimensionalen Gemälden klingen noch nach, als ich die Ausstellung Post-radikale Malerei des österreichischen Künstlers Jakob Gasteiger betrete. Die Reduktion seiner Stilmittel und die Art der Präsentation seiner Werke strahlen Ruhe aus.
Der Künstler setzt die Farbe als Material per se ein und nicht als Inhalts- oder Bedeutungsträger. Weil er die Materialität der Farbe ins Zentrum rückt, ist es besonders spannend, zu fragen, ob es sich beim vorliegenden Werk um eine Malerei, ein Relief oder gar um eine Skulptur handelt. Die Grenzen sind fliessend und er lotet diese Übergänge subtil aus.
Eine silbern bemalte Leinwand, etwas grösser als ein A3-Format, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Kraterähnliche Vertiefungen und Kämme mit Spitzen schaffen eine Art surreale Landschaft.

Die Kartonrückwand meines Zeichenblocks bietet den idealen Zeichengrund, da sie bereits grau ist. Mit dem Bleistift schraffiere ich die dunklen Tonwerte und mit weisser Kreide die Lichtreflexionen. Aufgrund des mittleren Tonwerts des Kartons kann ich auch Bereiche leer lassen. Ich wähle bewusst Stellen des Reliefs, die ich spannend finde und komponiere so etwas Neues.
Im Ausstellungsraum kann ich nur mit einer begrenzten Auswahl an Werkzeugen arbeiten und bleibe deshalb bei der Zeichnung. Sehr schön wäre es, in einem Atelier selber die Farbe als Material zu erfahren und experimentell die Grenzen zwischen Gemälde, Relief und Skulptur auszuloten.